Die internationale Handelspolitik steht im Sommer 2025 unter enormem Druck: US-Präsident Trump verschärft mit neuen Zöllen den globalen Handelskonflikt, die Folgen spüren Wirtschaft, Finanzmärkte und Verbraucher in aller Welt. Unser Blog analysiert, wie Europa, die Schweiz und andere Akteure reagieren, welche Risiken für Gesellschaft und Politik entstehen – und warum jeder betroffen ist.
Einleitung: Warum eskaliert aktuell die internationale Handelspolitik?
Seit einigen Monaten beschäftigt die Welt ein Thema besonders stark: Die internationale Handelspolitik gerät aus den Fugen, ausgelöst vor allem durch die hart geführte Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump. Mit drastischen Schritten wie der kurzfristigen Anhebung von Zollsätzen auf wichtige Produkte wie Stahl, Aluminium oder Autos bringt Trump die Weltwirtschaft gehörig ins Wanken. Niemand bleibt von dieser Eskalation unberührt – weder große Staaten wie China oder Mitglieder der Europäischen Union, noch kleine, exportorientierte Länder wie die Schweiz. Die internationalen Regeln scheinen immer weniger zu gelten, die Unsicherheit wächst. Warum gewinnt das Thema gerade jetzt so stark an Brisanz? Die Antwort liegt in einem Mix aus innenpolitischem Kalkül, wirtschaftlichen Krisenängsten und weltpolitischen Verschiebungen. Für Regierungen, Unternehmen und Menschen überall auf der Welt steht mehr auf dem Spiel denn je. Die folgenden Abschnitte beleuchten Schritt für Schritt, wie es zur aktuellen Lage gekommen ist, wer wie reagiert und welche Folgen die eskalierenden Handelskonflikte für Wirtschaft, Politik und Gesellschaft haben.
Chronik und Eskalationsstufen der US-Zollpolitik im Jahr 2025
Ein Blick in die Ereignisse der letzten Monate zeigt: Die US-Zollpolitik hat 2025 ein neues Ausmaß erreicht. Präsident Trump erhöhte zum Beispiel am 4. März Zölle auf Waren aus Kanada, Mexiko und China auf 25 Prozent. Danach folgten immer neue Ankündigungen weiterer Zollerhöhungen, unter anderem auf EU-Importe. Manche Zölle erreichten im Juni sogar Werte von bis zu 50 Prozent, was viele Beobachter überraschte. Die Einführung dieser hohen Zölle betrifft systemische Güter: also Produkte, die fast in jedem Land der Welt eine zentrale Rolle spielen ( Quelle economiesuisse). Betroffen sind unter anderem Stahl, Aluminium, Autos, Pharmaerzeugnisse und Computerchips – alles Produkte, die sich in Autos, Häusern oder im Alltag der Verbraucher weltweit wiederfinden. Auch die Zahl und Geschwindigkeit der neuen Regeln erstaunen: Oft werden Zölle innerhalb weniger Wochen angekündigt, verändert oder verschoben. In den „News-Ticker“-Updates häufen sich Ereignisse: Die USA setzen immer wieder Zölle aus, erhöhen sie dann doch oder verhandeln einzelne Ausnahmen. Gerade diese Unberechenbarkeit führt dazu, dass Unternehmen kaum noch planen können und Unsicherheit überall dominiert.
Ein Beispiel für die schrittweise Eskalation ist die Ankündigung vom 12. März, als Zölle von 25 Prozent auf Stahl- und Aluminiumimporte eingeführt wurden. Kanada und die EU antworteten umgehend mit Gegenzöllen auf US-Produkte wie Jeans, Bourbon-Whiskey, oder Erdnussbutter. Schon wenige Tage später, am 26. März, kündigte Trump zusätzliche Autozölle an, die viele europäische und asiatische Hersteller hart treffen. Dem folgte ein immer schnelleres Hin und Her: Einmal gibt es Aufschübe, dann werden Zölle doch verschärft, dann kurzfristig Pause gemacht. Für die Weltwirtschaft fühlt sich dieses ständige Hin und Her längst wie ein permanenter Ausnahmezustand an ( siehe Deutschlandfunk).
Was ebenfalls auffällt: Die USA wählen gezielt Produkte aus, die für Partnerländer besonders wichtig sind. Werden nun auch lebensnotwendige Güter wie Pharmazeutika oder elektronische Chips mit Zöllen belegt, geraten Produktion und Versorgung auch außerhalb der USA ins Wanken. Für Unternehmen, die auf globale Lieferketten angewiesen sind, wird das nach und nach zur Überlebensfrage.
Die neue US-Außenhandelspolitik – Trumps „America First Trade Policy“
Im Kern verfolgt Trumps Zolloffensive ein klares Ziel: Die US-Wirtschaft soll gestärkt, Importe erschwert und amerikanische Arbeitsplätze geschützt werden. Die „America First Trade Policy“ ist daher auch nicht einfach nur ein technisches Regelwerk, sondern wurde am Tag von Trumps Amtseinführung als weitreichende Executive Order unterzeichnet. Diese verpflichtet sämtliche US-Behörden zu einer umfassenden Überprüfung der bestehenden Handelsverträge und ermächtigt Trump, jederzeit neue Zölle zu verhängen, wenn er sogenannte „unfaire Praktiken“ bei Handelspartnern erkennt. Nach außen verkauft die US-Regierung diese Maßnahmen als Schutzmaßnahme für heimische Industrie und als Gegenwehr gegen „unfaire“ Handelsbarrieren.
Innenpolitisch ist die neue Handelspolitik auch ein Mittel zur Mobilisierung der eigenen Anhängerschaft: Viele amerikanische Arbeiter in Stahlwerken oder Autofabriken fühlen sich von der Globalisierung abgehängt und sehen in Trumps Kurs einen Hoffnungsschimmer. Öffentlichkeitswirksam inszeniert Trump zum Beispiel die Verkündung von Zollerhöhungen oft direkt vor den betroffenen Beschäftigten ( economiesuisse). Gleichzeitig übt er massiven Druck auf Unternehmen aus, Produktionsstätten zurück in die USA zu verlagern, statt Gewinne im Ausland zu machen. Die teils sprunghaften Entscheidungen, Aufschübe oder Ausnahmen werden dabei als Beweis einer entschlossenen und patriotischen Führung verkauft.
Doch diese Politik ist nicht ohne Risiken. Kritiker warnen, dass kurzfristige Zugewinne wie zusätzliche Industriearbeitsplätze teuer erkauft werden: Höhere Preise, weniger Auswahl für Konsumenten, gefährdete Exportchancen für US-Firmen und der schrittweise Rückzug Amerikas aus internationalen Regeln stehen auf der anderen Seite der Bilanz.
Reaktionen aus Europa und internationale Staatengemeinschaft
Kein Land kann auf die neue Aggressivität der US-Handelspolitik tatenlos reagieren. Besonders die Europäische Union sucht seit Monaten nach einer Strategie, die eigene Industrie zu schützen, ohne einen offenen Handelskrieg auszulösen. Bereits am Tag nach der Bekanntgabe neuer US-Zölle kündigt Brüssel regelmäßig Gegenmaßnahmen an – von höheren Zöllen auf amerikanische Produkte bis zu gezielten Importbeschränkungen etwa für US-Agrarerzeugnisse oder Maschinen ( Deutschlandfunk). Besonders deutlich zeigt sich das bei den EU-Zöllen auf berühmte US-Produkte wie Motorräder, Jeans oder Whiskey. Damit will die EU nicht zuletzt Symbolpolitik betreiben, denn diese Güter werden zum Teil in Wahlkreisregionen produziert, die Trump politisch wichtig sind.
Daneben versuchen auch einzelne EU-Länder wie Deutschland oder Frankreich immer wieder, durch Telefonate und Gipfeltreffen mit den USA Gespräche in Gang zu halten. Tatsächlich gelingt es hin und wieder, drohende Strafzölle hinauszuzögern oder auf Basis neuer Absichtserklärungen Ausnahmen zu verhandeln. Die EU muss jedoch ständig abwägen zwischen Verteidigung eigener Interessen und dem Risiko, die Lage weiter zu verschärfen.
Auch andere Staaten – von Kanada über Australien bis Großbritannien, die Schweiz oder China – nutzen ganz unterschiedliche Taktiken. Kanada setzt zum Beispiel auf eigene Strafzölle und sucht Schutz durch das USMCA-Abkommen. Großbritannien schloss nach langen Verhandlungen als erster Staat einen Sonderdeal mit den USA ab, um zumindest Zölle auf Autos vorübergehend zu senken ( economiesuisse). China wiederum reagiert oft scharf und erhöht seinerseits die Importzölle für US-Waren oder nutzt Exportverbote als Druckmittel. Das Ineinandergreifen dieser vielen Strategien zeigt, wie komplex und nervös die Lage geworden ist.
Schweiz zwischen den Fronten – Folgen für Wirtschaft und Exporte
Die Schweiz ist als Land mit starker Exportwirtschaft besonders vom Handelsstreit betroffen. Zwar gilt das Alpenland als „best-case“ aus US-Sicht, weil es bereits 2024 seine eigenen Industriezölle abgeschafft hat, aber trotzdem greifen viele der neuen Maßnahmen direkt. Schweizer Unternehmen sind bei Stahl, Maschinenbau oder Pharma auf gute Handelsbeziehungen zu den USA angewiesen. Die Schweiz gilt mit den USA als „wichtigsten Exportmarkt außerhalb Europas“ und muss daher bei jeder neuen Drohung schnell reagieren.
Zahlreiche Schweizer Unternehmen berichten über Preiseinbrüche, Umsatzeinbußen und Verzögerungen bei Exporten, weil Zölle zum Teil von heute auf morgen geändert oder neu eingeführt werden. Gleichzeitig drängt die Schweizer Regierung auf besondere Ausnahmen und bemüht sich in Gesprächen darum, zumindest für einzelne Branchen Sonderwege zu verhandeln ( economiesuisse). Besonders zu spüren sind die Folgen in der Pharma- und Maschinenbaubranche, wo schnelle Lieferwege und reibungslose Logistik entscheidend sind. Darüber hinaus herrscht eine große Unsicherheit: Manche Zölle werden 90 Tage ausgesetzt, um Zeit für Verhandlungen zu gewinnen – dennoch bleiben die Risiken bestehen. Für das traditionell neutrale Land ist die Zollpolitik damit auch eine politische Herausforderung, denn die Schweiz muss verhindern, zwischen die Blöcke USA, EU und China zu geraten. Unternehmen fordern von der Regierung deshalb zunehmend eine aktivere Industrieförderung und diplomatische Lösungen.
Handelsstreit USA–China: Eskalation, Gegenzölle, Sonderschlupflöcher
Noch explosiver sind die Entwicklungen zwischen den beiden größten Volkswirtschaften – den USA und China. Nach einer Reihe von immer schärferen Zollerhöhungen gingen beide Länder 2025 in einen regelrechten Schlagabtausch. So reagierte China prompt mit eigenen Gegenzöllen – etwa einer Erhöhung von 34 auf 84 Prozent, später sogar bis zu 125 Prozent auf US-Importe wie Soja, Landmaschinen oder Flüssigerdgas ( economiesuisse).
Ein besonderes Schlupfloch bietet sich bei einzelnen Produktgruppen an: Anfang Mai kündigten die USA und China an, dass für 90 Tage gegenseitig bestimmte Zölle stark gesenkt werden – eine Atempause im Streit, aber kein dauerhafter Frieden. Zusätzlich werden für lebensnotwendige Produkte wie Smartphones, KI-Chips oder Pharmaprodukte Sonderschlupflöcher vereinbart, weil beide Seiten einsehen, dass ihre eigenen Unternehmen massive Nachteile hätten ( Details economiesuisse). Trotzdem ist das Klima alles andere als entspannt: Immer wieder droht eine schnelle Rückkehr zu maximalen Zöllen oder Exportkontrollen.
Besonders im Technologiebereich ist das Misstrauen groß: Die USA prüfen, wie sie ihre Lieferketten für sensible Produkte wie Halbleiterchips, KI oder seltene Erden schützen können, während China mit Exportstopps für kritische Rohstoffe kontert. Für Unternehmen in aller Welt bedeutet das: Pläne müssen ständig angepasst werden, Produktionsketten verlagern sich, Preise steigen oft unerwartet.
Auswirkungen auf die deutsche und europäische Volkswirtschaft
Die neuen Handelsbarrieren treffen vor allem Länder, die wirtschaftlich stark von Exporten abhängen. Deutschland und andere EU-Staaten sind im Maschinenbau, der Automobilindustrie oder bei Chemie- und Pharmaprodukten auf offene Märkte angewiesen ( Deutschlandfunk). Werden diese wichtigen Industriesektoren durch US-Zölle ausgebremst, drohen Einbußen bei Jobs und Wachstum: Experten rechnen für die Eurozone mit einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um bis zu 0,5 Prozentpunkten. Noch dramatischer kann der Effekt auf einzelne Branchen sein, die über eng vernetzte Lieferketten verfügen.
Für Unternehmen sind nicht nur die zusätzlichen Kosten durch Zölle ein Problem, sondern auch der Planungsaufwand. Lieferzeiten verlängern sich, Zulieferer müssen unter Umständen ausgetauscht werden, und Innovation wird durch höhere Preise erschwert. All das schlägt sich auf die Verbraucherpreise und die Inflation nieder. Besonders betroffen sind der Automobil- und Maschinenbau, Chemieunternehmen und die Stahlbranche – überall dort, wo viele Produkte in die USA verkauft werden oder amerikanische Materialien benötigt werden.
Zudem steigt der Druck auf die Politik, mit Förderprogrammen, Kurzarbeiterregelungen oder Steuererleichterungen für besondere Härtefälle gegenzusteuern. Einheitliche Lösungen sind allerdings häufig kaum möglich, weil die Interessen von EU-Ländern unterschiedlich sind – nicht jedes Land ist in den betroffenen Sektoren gleichermaßen stark engagiert ( weitere Informationen).
Potenzial einer globalen Finanzkrise – Trumps Druck auf die US-Notenbank
Seit einigen Wochen kursiert in Wirtschaftskreisen ein Schreckgespenst: Was, wenn der Streit um Handelspolitik nun auch auf das Herz des globalen Finanzsystems überschlägt? Genau das scheint zu passieren. Präsident Trump griff öffentlich den Chef der US-Notenbank, Jerome Powell, an, weil dieser sich weigerte, die Zinsen zu senken, um konjunkturelle Probleme abzumildern. Experten warnen, ein Angriff auf die Unabhängigkeit der Federal Reserve sei weitaus katastrophaler als jede Zollerhöhung.
Denn sollte das Vertrauen in die US-Notenbank verloren gehen, könnten internationale Kapitalmärkte ins Wanken geraten. Sofort nach Trumps Angriff fielen US-Aktien und Staatsanleihen, und der US-Dollar verlor an Wert. Investoren wenden sich in so einer Lage verunsichert ab – und das kann rasch auf die ganze Welt überspringen. Die Eurozone spürt das schon jetzt: Kommt es zu größeren Kapitalflüssen in Richtung Europa, steigen dort die Kurse, aber gleichzeitig drohen Aufwertungsschübe, die den Export erschweren. Manche Experten befürchten gar das Szenario einer weltweiten Finanzkrise, wenn die Notenbank wirklich politisch gesteuert werden sollte.
Stellungnahme europäischer Institutionen und Mitgliedsländer
Die verschiedenen europäischen Institutionen und Regierungen begegnen dem amerikanischen Kurs mit wachsender Besorgnis. Die Europäische Zentralbank stellt regelmäßig klar, dass sie unabhängig von politischem Einfluss entscheiden wolle, gerade um die Glaubwürdigkeit zu bewahren ( Euractiv). Auch die EU-Kommission betont in ihren Stellungnahmen, sie werde weiterhin für offene Handelsbeziehungen eintreten und prüfe laufend verschiedene diplomatische und wirtschaftliche Gegenmaßnahmen.
Beim Frühjahrestreffen von IWF und Weltbank in Washington war das Thema führend auf der Tagesordnung. Europäische Delegationen versuchten, gemeinsam mit den USA und anderen Partnern einen Weg zu finden, wie man ein Überschlagen der Krise verhindern kann. Der Tenor aus Brüssel: Zölle sind kein Allheilmittel, sie schaffen neue Unsicherheiten – und Zölle kennen eigentlich nur Verlierer.
Einige Mitgliedstaaten fordern inzwischen energischere Maßnahmen – auch jenseits klassischer Handelspolitik. So gibt es Überlegungen, die Industrie stärker zu schützen, Innovation zu fördern und die Umsetzung gemeinsamer EU-Zölle zu vereinfachen. Gleichzeitig setzen viele Regierungen – allen voran Deutschland und Frankreich – auf ständigen Dialog, damit mögliche Verhandlungslösungen nicht aus dem Blick geraten.
Chancen und Risiken für den Euro und europäische Kapitalmärkte
Die Probleme in den USA bieten für Europa nicht nur Risiken, sondern auch Chancen. Fällt der Dollar weiter, könnten Investoren Geld verstärkt nach Europa umschichten – das stärkt kurzfristig die Kapitalmärkte und senkt die Zinskosten für Staaten, weil Staatsanleihen beliebter werden ( Euractiv berichtet). Langfristig wäre sogar denkbar, dass der Euro seinen Anteil als globale Reservewährung ausbaut. Solche Gedanken sind allerdings mit vielen Unsicherheiten behaftet: Zu viel Kapitalzufluss kann nämlich den Euro stark aufwerten – und das ist schlecht für die Exportwirtschaft. Teurere europäische Produkte verkaufen sich schlechter im Ausland, Unternehmen geraten in Schwierigkeiten.
Außerdem ist die Preisstabilität in Gefahr: Fällt der Dollar, werden amerikanische Güter günstiger, das könnte zwar die Inflation in der Eurozone senken, aber damit hätte die EZB weniger Grund, die Zinsen zu erhöhen. Das Gleichgewicht am Finanzmarkt wird dadurch noch fragiler.
Hinzu kommt die Frage nach der Stabilität der Banken und Finanzmärkte insgesamt: Große Kursschwankungen, absackende Aktien oder fehlendes Vertrauen in die Politik wirken sich auf das gesamte System aus und können Schockwellen bis in die Realwirtschaft schicken.
Bilaterale Lösungsversuche: Einzelabkommen (UK, Schweiz) und Sonderregeln
Um aus der Spirale der Gegenzölle und Blockaden herauszufinden, versuchen viele Länder jetzt bilaterale Lösungen auszuhandeln. Großbritannien war 2025 das erste Land, dem ein separater Deal mit den USA gelang ( economiesuisse-Quelle). Damit wurden Zölle auf bestimmte Autos zumindest begrenzt, Landwirte bekamen besseren Zugang zum US-Markt – viele Details bleiben allerdings offen. Die Schweiz arbeitet ebenfalls an einer raschen Einigung mit den USA und möchte für die wichtigsten Exportprodukte Ausnahmen oder Sonderregelungen erreichen; dafür wurde sogar ein spezieller Verhandlungsfahrplan vereinbart.
Solche Einzelabkommen helfen zwar kurzfristig, schaffen aber keine langfristige Stabilität. Politisch stehen sie zudem in Konkurrenz zu multilateralen Lösungen etwa in WTO-Gremien oder durch umfassende Handelsabkommen. Dennoch sind sie derzeit das Mittel der Wahl für viele Länder, um akuten Schaden von der eigenen Wirtschaft abzuwenden und Zeit für größere Lösungen zu gewinnen.
Politische Innen- und Außenwiderstände gegen Trumps Kurs
Der Widerstand gegen Trumps Zollpolitik wächst nicht nur außerhalb, sondern auch innerhalb der USA. Schon seit Monaten warnen viele Unternehmen – selbst klassische Industrieunternehmen – vor massiven Kosten und nachlassender Wettbewerbsfähigkeit. Wirtschaftsverbände, Gewerkschaften und große Player wie General Motors oder Apple fordern Ausnahmen oder ein grundsätzliches Umdenken. Auch im US-Kongress gibt es Gegenstimmen, die den Kurs für riskant und gefährlich halten.
Dazu kommen internationale Organisationen, die wiederholt betonen, dass die neuen Zölle gegen bestehende Regeln der Welthandelsorganisation (WTO) verstoßen. Andere Staaten schmieden dazu bilaterale Bündnisse, um gemeinsam gegen die amerikanische Politik vorzugehen oder neue globale Regeln auszuarbeiten ( Deutschlandfunk-Artikel).
Doch der politische Druck ist enorm: Wer sich Trumps Kurs offen widersetzt, riskiert Gegenmaßnahmen oder verliert Einfluss in laufenden Handelsgesprächen. Trotzdem wächst der Mut zum Protest – viele Firmen verlegen ihre Produktion, bauen Diversifizierung in Lieferketten auf oder investieren verstärkt in Alternativen.
Gesellschaftliche und soziale Nebeneffekte
Die Folgen der aktuellen Handelspolitik werden zunehmend im Alltag spürbar. Verbraucher merken die Auswirkungen durch steigende Preise, entweder für importierte Waren direkt – etwa Autos, Kleidung oder Technikprodukte – oder indirekt durch steigende Produktionskosten. Damit droht auch die Gefahr, dass lebenswichtige Medikamente oder Hightech-Produkte knapp und teurer werden ( economiesuisse).
Für Unternehmen, die nah an der Produktion bleiben wollen, werden lokale Standorte attraktiver, aber das bringt neue Herausforderungen: Höhere Löhne und strengere Standards verteuern die Fertigung. Dadurch entstehen neue soziale Spannungen – etwa wenn Unternehmen in schwierigen Branchen Arbeitsplätze streichen oder sich bestimmte Regionen in ihrer Existenz bedroht fühlen.
Besonders hart trifft es exportorientierte Standorte – sei es eine Autofabrik in Stuttgart, ein Maschinenbauer im Schweizer Aargau oder eine Textilfirma in Polen. Junge Menschen bangen um Ausbildung und Jobchancen, weil ganze Industriezweige ins Wanken geraten. Nicht zuletzt sorgt die Angst vor Engpässen und Preissteigerungen dafür, dass das Vertrauen der Menschen in Politik und Wirtschaft weiter sinkt.
Zukunftsausblick: Wie geht es weiter? Szenarien und Unsicherheiten
Niemand kann heute sicher sagen, wie es weitergeht – zu viele Faktoren spielen in die Weltwirtschaft hinein. Möglich ist ein weiterer Anstieg der Zölle, sobald Verhandlungen scheitern oder politische Eskalationen – zum Beispiel durch neue Krisen in der Ukraine oder im Nahen Osten – weiteres Öl ins Feuer gießen ( Deutschlandfunk Hintergrund).
Denkbar ist aber auch, dass mit näher rückender Präsidentschaftswahl in den USA der politische Druck auf Frieden und Kompromisse wächst – schließlich droht Trump auch innenpolitisch das Risiko, als Verursacher einer neuen Wirtschaftskrise zu gelten. Gleichzeitig bleiben externe Faktoren unkalkulierbar: Findet Europa einen einheitlichen Kurs? Gelingt es China, mit seinen wirtschaftlichen Hebeln Druck zu machen? Und wie reagieren internationale Finanzmärkte auf anhaltende Unsicherheit?
Denkbar sind mehrere Szenarien:
– Ein sich zuspitzender Handelskrieg mit neuen Rekordzöllen und wechselseitigen Blockaden.
– Ein brĂĽchiger Waffenstillstand durch mĂĽhsam ausgehandelte Einzelabkommen, die zwar Schlimmeres verhindern, aber keine langfristige Lösung darstellen.
– Oder doch eine Annäherung mit schrittweisen RĂĽcknahmen besonders schmerzhafter MaĂźnahmen, ausgelöst vor allem durch den Druck vom internationalen Finanzmarkt.
Was sicher bleibt: Für Unternehmen, Verbraucher und Regierungen sind Zölle und Handelskonflikte nicht nur Technik, sondern reale Bedrohungen für Wohlstand, Lieferfähigkeit und gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Fazit: Wieso ist diese Entwicklung fĂĽr alle relevant?
Die aktuelle Eskalation in der internationalen Handelspolitik ist keine ferne Konfliktzone für Spezialisten, sondern betrifft jeden einzelnen Menschen. Egal ob als Konsument, Arbeitnehmer, Unternehmer oder Bürger – Zölle können Preise verteuern, Jobs gefährden und politische Unsicherheit fördern. Der Ruf „America First“ mag kurzfristig populär sein, am Ende aber wächst die Gefahr, dass jeder gegen jeden kämpft, statt gemeinsam Wohlstand zu schaffen.
Die Wirklichkeit zeigt: Eine Welt ohne verlässliche Regeln und Zusammenarbeit riskiert Instabilität, Stillstand und soziale Spannungen. Für die Schweiz, Deutschland, Europa und den Rest der Welt ist offene, faire Handelspolitik nicht Luxus, sondern unverzichtbar. Gerade deshalb lohnt es sich, genau hinzuschauen, Entwicklungen einzuordnen und auf friedliche wie faire Lösungen zu drängen.
Am Ende bleibt die Hoffnung, dass Einsicht und Kompromissfähigkeit siegen – bevor aus Handelspolitik eine Krise wird, die niemand mehr kontrollieren kann.